Kann man LEGO-Steine ​​im 3D-Druckverfahren herstellen? Der Leitfaden für 2025

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Immer wieder taucht in LEGO- und 3D-Druck-Communities die Frage auf: Kann ein 3D-Drucker LEGO-Steine ​​herstellen? Die einfache Antwort lautet: Ja, ein 3D-Drucker kann LEGO-ähnliche Steine ​​produzieren. Doch dieses „Ja“ birgt einige wichtige Details. Es ist nicht so einfach, einen Knopf zu drücken und perfekte, glänzende Steine ​​zu erhalten, die wie echte aussehen. Die Wahrheit ist viel komplexer und tatsächlich auch viel interessanter.

Dieser Leitfaden erklärt Ihnen alles Wissenswerte. Wir vergleichen die LEGO-Steinherstellung mit der Funktionsweise von 3D-Druckern. Wir erläutern die Herausforderungen, die zu erwarten sind, die zu erwartende Qualität und die zu beachtenden rechtlichen Bestimmungen. Vor allem aber zeigen wir Ihnen, wie 3D-Druck Ihr Hobby bereichern und weit mehr als nur das Kopieren bestehender Teile ermöglichen kann.

Ein anderer Prozess

Um den Qualitätsunterschied zu verstehen, muss man die Unterschiede in der Herstellung kennen. Der Grund, warum sich 3D-gedruckte Steine ​​nicht wie echte LEGO-Steine ​​anfühlen, liegt in den zwei völlig unterschiedlichen Verfahren zur Herstellung von Kunststoffobjekten.

LEGO verwendet ein Verfahren namens Spritzguss. Dabei werden ABS-Kunststoffgranulate erhitzt, bis sie schmelzen, und anschließend unter hohem Druck in hochpräzise Stahlformen gespritzt. Diese Formen werden von Hand poliert, um ein perfektes Ergebnis zu erzielen. Durch dieses industrielle Verfahren entstehen Objekte, die unglaublich gleichmäßig, robust und bis auf 10 Mikrometer (0,01 mm) genau sind. Diese Präzision sorgt für die bekannte „Kupplungskraft“ und die glatte, glänzende Oberfläche jedes einzelnen Steins.

Herkömmliche 3D-Drucker funktionieren anders, sie nutzen additive Fertigung. Die beiden gängigsten Typen sind:

  • Schmelzschichtverfahren (FDM): Hierbei werden Objekte von unten nach oben Schicht für Schicht aufgebaut. Kunststofffilament wird geschmolzen und durch eine winzige Düse gepresst, ähnlich einer Heißklebepistole, die das Objekt formt. Dadurch entstehen sichtbare Linien zwischen den Schichten und eine unterschiedliche innere Struktur, die die Festigkeit und Haptik des Steins beeinflusst.

  • Stereolithografie (SLA): Auch als Harzdruck bekannt, härtet dieses Verfahren flüssiges Harz mithilfe von UV-Licht Schicht für Schicht zu einem festen Objekt aus. SLA-Drucker ermöglichen deutlich feinere Details als FDM-Drucker, die Bauteile sind jedoch oft zerbrechlicher und erfordern zusätzliche Arbeitsschritte wie Waschen und Aushärten sowie strenge Sicherheitsvorkehrungen.

Entscheidend ist nicht, dass ein Verfahren besser ist, sondern dass sie für unterschiedliche Aufgaben konzipiert sind. Spritzguss eignet sich für die Herstellung von Millionen identischer Teile mit höchster Präzision. 3D-Druck hingegen ist ideal für die schnelle Prototypenfertigung, die Individualisierung von Produkten und die Produktion kleiner Serien.

Wichtigste Herausforderungen im Druckbereich

Selbst mit einer optimal eingestellten Maschine stehen Ihnen einige Probleme bevor, die den perfekten Ziegelstein verhindern. Diese Herausforderungen zu verstehen ist wichtig, um realistische Erwartungen zu entwickeln und Probleme beim Drucken zu beheben.

Das Präzisionsproblem

Das Besondere an LEGO ist sein System. Jeder Stein passt perfekt zu jedem anderen. Dafür ist höchste Präzision erforderlich. Schon ein Unterschied von nur 0,1 mm kann darüber entscheiden, ob ein Stein perfekt passt, zu locker sitzt oder so fest sitzt, dass er die angrenzenden Teile beschädigt. Hier kommt es auf die sogenannte „Kupplungskraft“ an, den einzigartigen Halt zwischen den Steinen. Beim 3D-Druck beeinflussen winzige Schichtunterschiede, das Schrumpfen des Materials beim Abkühlen und die Kalibrierung des Druckers diese Kupplung und führen oft zu Verbindungen, die entweder zu schwach oder zu fest sind.

Materialauswahl

Die Wahl des Kunststoffs hat einen enormen Einfluss auf das Endergebnis.

  • ABS: Dieses Material verwendet LEGO aufgrund seiner Festigkeit und Griffigkeit. Allerdings ist es sehr schwer zu verarbeiten. Es neigt beim Abkühlen zum Verziehen und setzt Dämpfe frei, die eine gute Belüftung und oft einen Drucker mit Wänden drumherum erfordern.

  • PETG: Eine beliebte Alternative, die einen guten Kompromiss darstellt. Es lässt sich deutlich einfacher drucken als ABS, bietet gute Festigkeit und Haltbarkeit, fühlt sich aber etwas anders an und hat andere Griffeigenschaften. Es ist eine gute Wahl für funktionale, kompatible Teile.

  • PLA: Dieses Filament ist im Hobby-3D-Druck weit verbreitet, da es sich sehr leicht verarbeiten lässt. Allerdings ist es bruchempfindlicher und weniger hitzebeständig, was bedeutet, dass es sich verbiegen kann, wenn es in einem heißen Auto liegt. Für funktionale Bausteine, die flexibel und stabil sein müssen, ist es daher generell nicht die beste Wahl.

  • ASA: Ähnlich wie ABS bietet ASA eine vergleichbare Festigkeit, ist aber zusätzlich UV-beständig und vergilbt daher im Sonnenlicht nicht. Es weist viele der gleichen Druckschwierigkeiten wie ABS auf.

  • Harz: Harzdrucker ermöglichen zwar die Herstellung unglaublich detaillierter Teile, doch gängige Harze sind für Standard-Bausteine ​​zu spröde. Ihnen fehlt die nötige Flexibilität für eine optimale Haftung, und sie können unter Belastung leicht brechen. Harz eignet sich am besten für detaillierte, dekorative Teile wie individuelle Minifigurenköpfe, Helme oder Accessoires.

Zeit und Kosten

Das Drucken von Standardziegeln ist wirtschaftlich einfach nicht machbar. Das Drucken eines einzelnen 2x4-Ziegels kann auf einem gut eingestellten Drucker 15 bis 30 Minuten dauern. Selbst das Drucken einer kleinen Anzahl von Ziegeln kann schnell zu einem stundenlangen Projekt werden. Rechnet man die Kosten für hochwertiges Filament, Strom und die unvermeidlichen Fehldrucke hinzu, wird schnell klar, dass 3D-Druck keine günstige Methode ist, um eine große Sammlung von Standardziegeln herzustellen. Der Kauf größerer Mengen, ob von Originalherstellern oder kompatiblen Marken, ist immer günstiger und schneller.

Ein praktischer Leitfaden

Sie kennen die Herausforderungen, möchten es aber trotzdem versuchen. Hier ist die Schritt-für-Schritt-Anleitung, wie Sie eine digitale Datei in ein physisches, LEGO-kompatibles Teil umwandeln.

Die Modelle finden

Ihr Drucker benötigt einen digitalen Bauplan, der üblicherweise als STL-Datei vorliegt. Sie haben zwei Hauptwege, um einen solchen Bauplan zu erhalten.

Die erste und einfachste Methode ist das Herunterladen vorgefertigter Dateien aus Online-Bibliotheken. Websites wie Printables, Thingiverse und MyMiniFactory bieten riesige Sammlungen von nutzergenerierten 3D-Modellen. Die Suche nach Begriffen wie „druckbare Bausteine“, „kompatible Bausteine“ oder „Bausteinsystem“ liefert Tausende von Designs – von Standardbausteinen bis hin zu hochspezialisierten Sonderanfertigungen.

Die zweite Methode besteht darin, eigene Konstruktionen zu erstellen. Für Anfänger bietet sich kostenlose, webbasierte CAD-Software (Computer-Aided Design) wie Tinkercad an, um einfache, individuelle Bauteile zu entwerfen. Fortgeschrittene Anwender können leistungsstarke Programme wie Fusion 360 wählen, um komplexe Formen mit präzisen Maßen zu konstruieren.

Ihr Modell zerlegen

Ein 3D-Modell kann ein Drucker nicht direkt verarbeiten. Sie benötigen ein Slicer-Programm wie Cura oder PrusaSlicer, um die STL-Datei in Anweisungen, den sogenannten G-Code, zu übersetzen, den der Drucker ausführen kann. Dies ist der wichtigste Software-Schritt.

Für den Druck von Ziegelsteinen sind einige Einstellungen entscheidend:

  • Schichthöhe: Für die benötigte Detailgenauigkeit ist eine geringe Schichthöhe erforderlich. 0,1 mm ist ein guter Ausgangspunkt. Dies verlängert zwar die Druckzeit, ist aber für die Qualität unerlässlich.

  • Druckgeschwindigkeit: Langsamer ist besser. Durch das Drucken mit reduzierter Geschwindigkeit hat der Kunststoff mehr Zeit, richtig abzukühlen, und das Bewegungssystem des Druckers kann präziser arbeiten, was für die Maßgenauigkeit entscheidend ist.

  • Kalibrierung: Dies kann nicht genug betont werden. Ihr Erfolg hängt von einem perfekt kalibrierten 3D-Drucker ab. Das bedeutet, dass das Druckbett absolut eben sein, die Düse die richtige Höhe haben und der Extruder exakt die richtige Menge Kunststoff ausstößt. Ohne korrekte Kalibrierung ist die für ineinandergreifende Bausteine ​​erforderliche Präzision nahezu unmöglich zu erreichen.

Druck und Weiterverarbeitung

Sobald der G-Code an den Drucker gesendet wurde, beginnt der Druckvorgang. Nach Fertigstellung des Objekts ist oft eine Nachbearbeitung erforderlich. Dazu gehört das sorgfältige Entfernen von Stützstrukturen oder Rändern (überschüssiges Plastik, das die Haftung des Drucks auf dem Druckbett verbessert). Für eine bessere Oberfläche und Passgenauigkeit kann leichtes Anschleifen notwendig sein. Bei ABS-Drucken kann die sogenannte Aceton-Dampfglättung angewendet werden, um die Oberfläche anzuschmelzen, Schichtlinien zu entfernen und eine glänzende Oberfläche zu erzeugen. Dies ist jedoch eine fortgeschrittene Technik, die erhebliche Sicherheitsvorkehrungen erfordert.

Mehr als nur einfache Ziegelsteine

Wenn 3D-Druck für die Massenproduktion von Standardziegeln nicht praktikabel ist, wofür ist er dann gut? Hier zeigt sich sein wahres Potenzial. Die Stärke des 3D-Drucks liegt nicht im Kopieren, sondern im Erschaffen.

Einzigartige Teile herstellen

Das ist die aufregendste Anwendung für jeden LEGO-Fan. Man kann genau das Teil entwerfen und drucken, das man für seine eigene Kreation (MOC – My Own Creation) benötigt und das LEGO nie hergestellt hat.

Beispiele hierfür sind:

  • Spezielle SNOT-Steckverbinder (Studs Not On Top) in einzigartigen Konfigurationen.
  • Mit individuell abgewinkelten Schrägen und Keilen lassen sich geometrische Formen erzielen, die sonst unmöglich wären.
  • Adapter, die das LEGO-System mit anderen Spielzeugen verbinden, wie zum Beispiel Holzeisenbahnschienen oder anderen Bausystemen.
  • Individuelle Accessoires für Minifiguren, wie zum Beispiel spezielle Waffen für eine historische Darstellung, einzigartige Werkzeuge für eine Science-Fiction-Szene oder thematisch passende Gegenstände, die zum Look Ihres MOCs passen.
  • Personalisierte Stücke wie Ziegelsteine ​​mit aufgedruckten Namen, Daten oder individuellen Logos.

Verlorene Teile ersetzen

Das ist eine sehr praktische Anwendung. Wenn Sie ein altes Set restaurieren und ein einzelnes, bestimmtes Teil fehlt, das mittlerweile selten, nicht mehr hergestellt und auf dem Gebrauchtmarkt teuer ist, kann der 3D-Druck eines Ersatzteils Abhilfe schaffen. Farbe und Oberfläche stimmen vielleicht nicht perfekt überein, aber ein funktional gleichwertiges gedrucktes Teil kann ein Modell vervollständigen, das sonst unvollendet bliebe.

Werkzeuge für den 3D-Druck

Mit Ihrem 3D-Drucker können Sie Werkzeuge herstellen, die Ihr Hobby bereichern. Diese Art der Gestaltung ist unglaublich nützlich. Sie können individuelle Steinetrenner, Sortierschalen für bestimmte Teile oder Vorrichtungen drucken, die Ihnen helfen, Teile beim Bau komplexer Modelle in präzisen Winkeln zu fixieren. Außerdem können Sie individuelle Ausstellungsständer für Ihre Lieblingsminifiguren oder fertigen Modelle entwerfen und drucken.

Rechtliche Überlegungen

Die Frage der Legalität ist wichtig. Kann man Probleme bekommen, wenn man seine eigenen Ziegelsteine ​​im 3D-Druckverfahren herstellt?

Vorab ein wichtiger Hinweis: Dies ist keine Rechtsberatung. In konkreten Fällen sollten Sie sich an einen Rechtsanwalt wenden.

Im Allgemeinen verhält es sich so: Die grundlegenden Patente auf das ursprüngliche LEGO-Steindesign sind vor Jahrzehnten abgelaufen. Deshalb können andere Unternehmen legal kompatible Bausteine ​​herstellen und verkaufen.

Patente sind jedoch nicht die einzige Form des geistigen Eigentums.

  • Markenrechte: Der Name „LEGO“ und das auf den Noppen eines LEGO Steins abgebildete LEGO Logo sind geschützte Marken. Es ist Ihnen nicht gestattet, das LEGO Logo auf Ihre Teile zu drucken oder bedruckte Teile unter dem Namen LEGO zu verkaufen.

  • Urheberrecht: Neuere, komplexere Teilekonstruktionen, die einzigartigen Designs von Minifiguren und alle auf Steinen aufgedruckten Grafiken können urheberrechtlich geschützt sein. Das direkte Kopieren dieser Elemente ist rechtlich fragwürdig, und das Teilen oder Verkaufen der digitalen Dateien dieser urheberrechtlich geschützten Designs stellt häufig eine Verletzung der Rechte des Urhebers dar.

Die in der Community allgemein anerkannte ethische Richtlinie ist eindeutig: Das Drucken von Teilen für den persönlichen Gebrauch, insbesondere für die Anfertigung individueller Stücke oder zum Ersetzen verlorener Teile, gilt im Allgemeinen als akzeptabel. Der Verkauf von 3D-gedruckten Kopien von LEGO-Teilen ist hingegen sowohl unethisch als auch potenziell rechtlich problematisch.

Das endgültige Urteil

Lohnt es sich also im Jahr 2025, eigene LEGO-kompatible Steine ​​per 3D-Druck herzustellen? Die Antwort hängt ganz von Ihrem Ziel ab.

Wenn Sie Standardbausteine ​​in großen Mengen kopieren möchten, um damit kostengünstig große Bauwerke zu errichten, lautet die Antwort definitiv nein. Der enorme Zeitaufwand, die schwankende Qualität und die Materialkosten machen dies im Vergleich zum Kauf offizieller oder anderer kompatibler Bausteinsets völlig unpraktisch.

Wenn es Ihnen jedoch darum geht, Ihr Hobby zu verbessern, individuelle Teile zu erstellen, die neue Bautechniken ermöglichen, ein einzelnes, unauffindbares Teil zu ersetzen und Ihrer Kreativität grenzenlos freien Lauf zu lassen, dann lautet die Antwort ganz klar ja. Hier ergänzen sich 3D-Druck und das LEGO Bausystem perfekt. Sie haben die Wahl: Sind Sie ein Baumeister, der auf Masse setzt, oder ein Schöpfer, der unbegrenzte Möglichkeiten braucht?

Häufig gestellte Fragen

Frage 1: Welcher 3D-Drucker eignet sich am besten zur Herstellung von LEGO-kompatiblen Teilen?

A: Ein gut kalibrierter FDM-Drucker ist die beste Wahl für funktionale und langlebige Bausteine, da er sich gut mit Materialien wie PETG und ABS verarbeiten lässt. Ein Harzdrucker eignet sich hervorragend für die Herstellung hochdetaillierter, aber zerbrechlicher Dekorationsteile, wie zum Beispiel individuelles Minifigurenzubehör oder Ausstellungsstücke.

Frage 2: Wie viel kostet der 3D-Druck eines LEGO-Steins?

A: Die Rohmaterialkosten sind extrem niedrig, oft nur wenige Cent pro Stein. Diese Zahl ist jedoch irreführend, da sie die erheblichen Anschaffungskosten für den 3D-Drucker, den Strom, die Zeit für Kalibrierung und Druck sowie den Materialverlust durch Fehldrucke nicht berücksichtigt. Es handelt sich nicht um eine Methode, um „billige LEGOs“ herzustellen.

Frage 3: Werden 3D-gedruckte Steine ​​meine offiziellen LEGO-Steine ​​beschädigen?

A: Das ist möglich. Ein schlecht gedruckter Stein, der etwas zu groß ist, eine raue Oberfläche hat oder aus einem sehr harten Material besteht, kann an offiziellen Steinen zu erhöhtem Verschleiß, Spannungen oder Kratzern führen. Es ist ratsam, die Passform eines gedruckten Teils immer vorsichtig zu prüfen, bevor man Druck ausübt.

Frage 4: Kann ein 3D-Drucker wie ein echter LEGO-Stein in mehreren Farben drucken?

A: Die meisten herkömmlichen 3D-Drucker können nur einfarbig drucken. Mehrfarbendruck ist mit fortschrittlicheren Geräten möglich, die über mehrere Extruder oder spezielle Hardware zum Filamentwechsel verfügen. Man kann den Druckvorgang auch manuell pausieren, um die Filamentfarbe zu wechseln, aber das ist ein komplexer und zeitaufwändiger Prozess, der sich für kleine, standardmäßige Ziegelsteine ​​nicht gut eignet.

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