Kann man Kohlefaser im 3D-Druckverfahren herstellen? Der vollständige Leitfaden für stabilere Bauteile bis 2025.

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Kohlenstofffaser ist unglaublich faszinierend. Sie findet Verwendung in Hochleistungsprodukten, von Flugzeugen bis hin zu Supersportwagen, wo ihre enorme Festigkeit im Verhältnis zu ihrem geringen Gewicht von entscheidender Bedeutung ist. Das wirft natürlich bei Ingenieuren und Designern eine wichtige Frage auf: Kann man Kohlenstofffaser mit einem 3D-Drucker drucken? Die Antwort lautet: Ja, aber es gibt einen wichtigen Punkt zu beachten. Man druckt keine reine Kohlenstofffaser, sondern spezielle Kohlenstofffasermischungen. Dieser Leitfaden erklärt den Prozess verständlich für das Jahr 2025. Wir behandeln, was 3D-Druck mit Kohlenstofffaser genau ist, welche Technologien zum Einsatz kommen, welche Ausrüstung benötigt wird, welche Vorteile und praktischen Probleme bestehen und wie Sie entscheiden können, ob diese Technologie die richtige Wahl für Ihr nächstes Projekt ist.

Composite Printing verstehen

Ein häufiger Irrtum ist die Annahme, ein 3D-Drucker schmelze und verarbeite reine Kohlenstofffasern auf dieselbe Weise wie Kunststoffe wie PLA. Das stimmt nicht. Die Kohlenstofffasern selbst benötigen Temperaturen, die für herkömmliche 3D-Druckverfahren viel zu hoch sind.

Stattdessen bedeutet „3D-Druck mit Kohlenstofffasern“ die Verwendung von Verbundwerkstoffen. Dabei dient ein Basiskunststoff wie Nylon, PETG, PLA oder ein Hochleistungskunststoff wie PEEK als Grundlage. Dieser Kunststoff wird anschließend mit Kohlenstofffasern verstärkt, um seine mechanischen Eigenschaften zu verbessern.

Man kann es sich wie Stahlbewehrung in Beton vorstellen. Das Kunststoffgerüst dient als Klebstoff, gibt dem Bauteil seine Form und hält alles zusammen. Die eingebetteten Kohlenstofffasern verstärken das Bauteil und sorgen für außergewöhnliche Festigkeit, Steifigkeit und Stabilität, die mit Kunststoff allein niemals erreicht werden könnten. Das fertige gedruckte Bauteil ist ein echter Verbundwerkstoff, der die besten Eigenschaften beider Materialien vereint.

Die unübertroffenen Vorteile

Der Hauptgrund für den Einsatz von Kohlenstofffaserverbundwerkstoffen durch Ingenieure liegt in der drastischen Verbesserung der Bauteilleistung. Die Vorteile sind erheblich und können die Möglichkeiten des Desktop- oder industriellen 3D-Drucks grundlegend verändern.

Das wichtigste Merkmal ist das überlegene Verhältnis von Festigkeit zu Gewicht. Durch die Zugabe von Kohlenstofffasern zu einem Kunststoff lassen sich dessen Zugfestigkeit und Steifigkeit erheblich steigern, oft verdoppeln oder verdreifachen, ohne dass das Gewicht wesentlich zunimmt. Dies ermöglicht die Herstellung von leichten Bauteilen, die dennoch hohen Belastungen standhalten.

Dies führt direkt zum zweiten Vorteil: erhöhte Steifigkeit und Festigkeit. Die Verstärkung mit Kohlenstofffasern reduziert die Biegeneigung eines Bauteils unter Belastung drastisch. Diese Eigenschaft ist entscheidend für Anwendungen, die Präzision und Stabilität erfordern, wie beispielsweise Roboterteile, Montagehalterungen und Werkzeuge, die sich im Gebrauch nicht verbiegen dürfen.

Darüber hinaus bieten diese Verbundwerkstoffe eine höhere Dimensionsstabilität. Die geringe Wärmeausdehnung der Kohlenstofffaser trägt dazu bei, das Schrumpfen des Basiskunststoffs beim Abkühlen zu kontrollieren. Dies führt zu weniger Verzug während des Druckprozesses und erzeugt maßgenauere Bauteile, die dem ursprünglichen Computermodell besser entsprechen.

Schließlich können die resultierenden Verbundbauteile, wenn sie mit Hochleistungskunststoffen wie PEEK, PEKK oder bestimmten Nylons kombiniert werden, eine hohe Hitze- und Chemikalienbeständigkeit aufweisen und sich somit für den Einsatz in anspruchsvollen industriellen Umgebungen eignen.

Zwei Schlüsselmethoden

Das Verständnis der beiden Hauptverfahren des 3D-Drucks mit Kohlenstofffasern ist entscheidend, da sie sehr unterschiedliche Möglichkeiten bieten, unterschiedliche Ausrüstung erfordern und Bauteile mit unterschiedlichen mechanischen Eigenschaften erzeugen. Die Wahl zwischen den Verfahren hängt ausschließlich von den Leistungsanforderungen und dem Budget Ihrer Anwendung ab.

Zerkleinerte Faserfilamente

Dies ist der gängigste, einfachste und kostengünstigste Einstieg in den 3D-Druck mit Kohlefaser. Das Material wird als Standardfilament auf einer Spule geliefert und ist sofort einsatzbereit für einen kompatiblen FFF-Drucker (Fused Filament Fabrication). Bei diesem Verfahren werden kurze, „geschnittene“ Kohlenstofffasern, typischerweise weniger als einen Millimeter lang, mit einem thermoplastischen Basismaterial vermischt.

Der Druckprozess ähnelt dem Drucken mit Standardkunststoffen, erfordert jedoch spezielle Hardware-Upgrades, auf die wir später eingehen werden. Beim Herausdrücken des Filaments werden die kurzen Fasern zusammen mit dem Kunststoff abgelagert. Da diese Fasern kurz und im geschmolzenen Kunststoff zufällig ausgerichtet sind, weist das resultierende Bauteil verbesserte Eigenschaften auf, die im Allgemeinen isotrop sind, d. h. seine Festigkeit ist in alle Richtungen relativ gleichmäßig.

Kurzfaserfilamente eignen sich optimal für Ingenieure, Designer und Hobbybastler, die eine unkomplizierte Leistungssteigerung gegenüber Standardkunststoffen anstreben. Sie sind ideal für die Herstellung robuster Funktionsprototypen, langlebiger Fertigungshilfsmittel wie Vorrichtungen und Lehren sowie Endprodukte, die eine höhere Steifigkeit und Festigkeit erfordern, als Materialien wie PETG oder ABS bieten können.

Kontinuierliche Faserverstärkung

Die kontinuierliche Faserverstärkung (CFF) ist ein fortschrittlicheres und leistungsfähigeres industrielles Verfahren. Anstatt vorgemischte Kurzfasern zu verwenden, nutzt diese Technologie zwei separate Materialien: ein Standard-Thermoplastfilament für den Bauteilkörper und eine separate, ununterbrochene Spule mit endlosen Kohlenstofffasern zur Verstärkung.

Das Verfahren erfordert einen speziellen 3D-Drucker, der häufig mit einem Doppeldüsensystem ausgestattet ist. Eine Düse drückt die Kunststoffmatrix aus, während eine zweite Düse präzise, ​​Schicht für Schicht, einen durchgehenden Kohlenstofffaserstrang in das Bauteil einbringt. Mithilfe von Software kann der Benutzer diese Faserstränge strategisch innerhalb der Bauteilgeometrie platzieren, um die Festigkeit genau dort zu optimieren, wo sie benötigt wird, beispielsweise an den Kanten einer Schicht oder im Kern eines Bauteils in einem bestimmten Muster.

Das Ergebnis ist ein Bauteil mit stark gerichteter, anisotroper Festigkeit. Die mechanischen Eigenschaften sind entlang der Faserrichtung enorm, wodurch Bauteile mit einem Festigkeits-Gewichts-Verhältnis entstehen, das mit bearbeitetem 6061-T6-Aluminium vergleichbar ist. CFF eignet sich optimal für anspruchsvolle industrielle Anwendungen, darunter die Fertigung kundenspezifischer Endprodukte, kundenspezifischer Weichspannbacken für die CNC-Bearbeitung, leichter Roboterkomponenten und Anwendungen mit direktem Metallersatz, bei denen Gewichtsreduzierung und kurze Fertigungszeiten entscheidend sind.

Besonderheit Gehackte Faserfilamente Kontinuierliche Faserverstärkung (CFF)
Fasertyp Kurze, diskontinuierliche Fasern (<1 mm) Lange, ununterbrochene Stränge
Verfahren Vorgemischtes Filament wird aus einer Düse extrudiert. Kunststoff und Fasern werden separat extrudiert
Stärke Isotrop (in alle Richtungen gleichförmig) Anisotrop (am stärksten entlang des Faserverlaufs)
Leistung 2-3x stärker/steifer als der Basiskunststoff Festigkeit vergleichbar mit bearbeitetem Aluminium
Hardware Verbesserter FFF/FDM-Drucker Spezialisiertes, industrielles CFF-System
Zugänglichkeit Hochwertig; kompatibel mit vielen Druckern Niedrig; erfordert spezielle Ausrüstung
Kosten Mäßige Material- und Hardwarekosten Hohe anfängliche Systeminvestitionen
Am besten geeignet für Funktionale Prototypen, Vorrichtungen, Lehren Endprodukte, Metallersatzteile, Werkzeuge

Wesentliche Hardwarekonfiguration

Man kann nicht einfach eine Spule Kohlefaserfilament in einen handelsüblichen 3D-Drucker der Einsteigerklasse einlegen und gute Ergebnisse erwarten. Die abrasive Wirkung der Kohlefasern beschädigt ein nicht entsprechend ausgestattetes Gerät schnell. Die Einhaltung dieser Hardwareanforderungen ist daher unerlässlich für Zuverlässigkeit und Erfolg.

Die gehärtete Düse

Dies ist die mit Abstand wichtigste und unverzichtbare Verbesserung. Kohlenstofffaserpartikel sind extrem abrasiv. Eine herkömmliche Messingdüse, die sehr weich ist, wird durch das Filament schnell abgenutzt. In manchen Fällen kann eine Messingdüse bereits nach einem einzigen kleinen Druck sichtbar beschädigt und unbrauchbar werden, was zu Unterextrusion und schließlich zum kompletten Fehldruck führt. Sie müssen daher mindestens auf eine Düse aus gehärtetem Stahl umsteigen. Für häufiges Drucken oder eine noch längere Lebensdauer bieten sich Düsen aus noch härteren Materialien wie Wolframcarbid oder Rubin an.

Ganzmetall-Hot-End

Viele der effektivsten Basismaterialien für Kohlenstofffaserverbundwerkstoffe, wie Nylon und Polycarbonat (PC), erfordern Drucktemperaturen, die die sicheren Betriebsgrenzen eines PTFE-ausgekleideten Hotends überschreiten. Bei diesen gängigen Hotend-Konstruktionen verläuft ein dünner PTFE-Schlauch bis zum Heatbreak. Bei Temperaturen über ca. 240 °C kann dieser Schlauch zersetzen, wodurch schädliche Dämpfe freigesetzt werden und unzuverlässige Extrusionsergebnisse entstehen. Ein Ganzmetall-Hotend verzichtet auf die PTFE-Auskleidung und ermöglicht es dem Drucker, die für diese technischen Werkstoffe erforderlichen höheren Temperaturen sicher zu erreichen.

Geschlossene Baukammer

Obwohl nicht für alle Materialien (wie CF-PLA) zwingend erforderlich, ist ein passiv oder aktiv beheizter, geschlossener Bauraum dringend zu empfehlen. Technische Thermoplaste wie ABS, Nylon und PC neigen aufgrund von Wärmeausdehnung stark zum Verziehen. Ein geschlossener Bauraum hält die Umgebungstemperatur konstant hoch, reduziert innere Spannungen, verhindert Verzug und verbessert die Schichthaftung deutlich – für stabilere und zuverlässigere Bauteile.

Direktantriebsextruder

Obwohl nicht zwingend erforderlich, wird ein Direktantriebsextruder einem Bowden-System dringend empfohlen. Gefüllte Filamente sind oft steifer und spröder als ungefüllte. Ein Direktantriebssystem, bei dem der Extrudermotor direkt am Druckkopf montiert ist, bietet einen kurzen, begrenzten Filamentweg. Dies ermöglicht eine präzisere Steuerung des Filamenteinzugs und sorgt für mehr Schubkraft. Dadurch wird das Risiko von Filamentbruch oder -knicken reduziert, was im langen Führungsrohr eines Bowden-Systems ein Problem darstellen kann.

Anwendungen in der Praxis

Im Jahr 2025 werden die Anwendungsmöglichkeiten für 3D-gedruckte Kohlenstofffaserverbundwerkstoffe nahezu alle Branchen umfassen und weit über einfache Modelle hinausgehen, hin zu funktionalen, missionskritischen Bauteilen.

In der Fertigung werden diese Werkstoffe zur Herstellung robuster Vorrichtungen, Lehren und Prüflehren verwendet. Diese Werkzeuge müssen leicht sein, um den Bedienkomfort zu gewährleisten, aber gleichzeitig stark und steif genug, um Tausende von Zyklen in einer Montagelinie ohne Verschleiß oder Verformung zu überstehen.

Im Bereich der Produktentwicklung ermöglicht der Kohlefaser-Druck die Herstellung funktionsfähiger Prototypen. Anstatt nur ein visuelles Modell zu erstellen, können Ingenieure einen Prototyp eines Drohnenarms, eines Fahrradbauteils oder eines Zahnrads drucken, der montiert und unter realen Bedingungen getestet werden kann. Dies beschleunigt den Validierungsprozess des Designs erheblich.

Die Technologie findet zunehmend Anwendung in der Fertigung von Endprodukten. Beispiele hierfür sind die Herstellung von kundenspezifischen Halterungen und Befestigungselementen für Fahrzeuge, leichte und robuste Rahmen für Drohnen und Roboter sowie Spezialkomponenten für den Motorsport, wo jedes Gramm zählt.

In seiner fortschrittlichsten Form wird das CFF-Druckverfahren zum direkten Ersatz von Metallen eingesetzt. Bei Anwendungen, in denen die extreme Temperaturbeständigkeit von Metall nicht erforderlich ist, kann ein CFF-gedrucktes Bauteil oft ein schwereres, teureres und mit längeren Lieferzeiten versehenes, gefrästes Aluminiumbauteil ersetzen und bietet so einen deutlichen Wettbewerbsvorteil.

Herausforderungen und Überlegungen

Trotz seiner großen Vorteile birgt das Drucken mit Kohlenstofffaserverbundwerkstoffen auch Herausforderungen. Die Kenntnis dieser Aspekte ist entscheidend für ein erfolgreiches Ergebnis.

Der erste Grund sind die höheren Kosten. Kohlenstofffaserverstärkte Filamente sind pro Kilogramm deutlich teurer als ihre Standardvarianten ohne Füllung. Die für CFF benötigten Spezialdrucker stellen eine erhebliche Investition dar.

Als Nächstes ist die Sprödigkeit zu nennen. Obwohl die Bauteile deutlich steifer sind, kann diese Steifigkeit mitunter auf Kosten der Zähigkeit gehen. Im Vergleich zu einem zähen, flexiblen Material kann ein kohlenstofffaserverstärktes Bauteil bei einem heftigen Aufprall mit hoher Geschwindigkeit leichter brechen. Das Versagensverhalten ist unterschiedlich und muss in der Konstruktionsphase berücksichtigt werden.

Viele Hochleistungsmaterialien, insbesondere Nylon, absorbieren sehr leicht Feuchtigkeit aus der Luft. Das bedeutet, dass sie Feuchtigkeit aus der Umgebungsluft schnell aufnehmen. Feuchtes Filament dampft und platzt beim Extrudieren, was zu einer schlechten Oberflächenbeschaffenheit, schwacher Schichthaftung und Fehldrucken führt. Die richtige Trocknung und Lagerung des Filaments in einem verschlossenen, feuchtigkeitsfreien Behälter ist daher unerlässlich für ein erfolgreiches Ergebnis.

Schließlich sind auch Gesundheits- und Sicherheitsaspekte zu beachten. Durch die abrasive Beschaffenheit des Filaments können beim Drucken feine Partikel entstehen. Daher ist es wichtig, den Drucker in einem gut belüfteten Raum zu betreiben. Beim Umgang mit Rohfasern wird das Tragen von Handschuhen empfohlen, um Hautreizungen durch kleine Faserfragmente zu vermeiden.

Ist es das Richtige für Sie?

Letztendlich hängt die Entscheidung für den Einsatz von 3D-Druck mit Kohlenstofffasern von einem klaren Verständnis der Anforderungen Ihrer Anwendung im Verhältnis zu den Möglichkeiten und Kosten der Technologie ab.

Sie sollten sich für Filament mit geschnittenen Kohlenstofffasern entscheiden, wenn: Sie Teile benötigen, die deutlich fester und steifer als Standard-PLA oder PETG sind, Sie einen FFF-Drucker besitzen, den Sie mit einer gehärteten Düse aufrüsten können, und Sie funktionale Prototypen, Fertigungswerkzeuge oder Hochleistungs-Hobbyteile herstellen.

Sie sollten Continuous Fiber Reinforcement (CFF) in Betracht ziehen, wenn: Ihre Anwendung eine mit Metall vergleichbare Festigkeit erfordert, Sie aktiv nach Möglichkeiten suchen, bearbeitete Aluminium- oder Stahlteile zu ersetzen, um Gewicht und Zeit zu sparen, und Sie über das Budget für ein spezielles industrielles Drucksystem verfügen.

Im Jahr 2025 ist der 3D-Druck mit Kohlenstofffasern keine Nischentechnologie mehr. Er ist ein ausgereiftes, leistungsstarkes und immer zugänglicheres Werkzeug zur Herstellung von Hochleistungsbauteilen. Indem Sie den Unterschied zwischen geschnittenen und Endlosfasern verstehen und Ihre Hardware optimal vorbereiten, können Sie neue Möglichkeiten in Ihrem 3D-Druck-Workflow erschließen.

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