Der große Moment
Jeder, der schon einmal 3D-gedruckt hat, kennt dieses Gefühl. Stundenlanges Maschinenlärm und schmelzendes Plastik enden mit dem fertigen Objekt. Man ist gleichzeitig aufgeregt und nervös. Lässt sich das Teil leicht von der Druckoberfläche lösen oder muss man mit einem Schaber kämpfen? Dieser Moment – vom Druck zum fertigen Teil – ist wichtig, aber im Druckprozess oft auch ärgerlich.
Im 3D-Druck des Jahres 2025 werden zwei Druckoberflächen besonders beliebt sein, da sie sich bewährt haben: die biegsame PEI-Federstahlplatte und die massive Glasplattform. Beide funktionieren hervorragend, bieten aber ganz unterschiedliche Druckerlebnisse.
Dieser Artikel bietet keine oberflächliche Übersicht. Er geht einer wichtigen Frage auf den Grund: Welche Oberfläche ermöglicht das einfachere, stressfreiere und zuverlässigere Entfernen von Abdrücken? Wir vergleichen die verschiedenen Oberflächen hinsichtlich ihrer Eignung zum Ablösen von Teilen, um herauszufinden, welche Ihnen die Arbeit wirklich erleichtert.
Die Oberflächen verstehen
Bevor wir vergleichen, wie sie funktionieren, wollen wir uns kurz ansehen, was diese beiden Oberflächen sind und wie sie funktionieren.
Was ist Glas?
Eine Glasplattform besteht aus einer robusten Glasscheibe, die mit einer speziellen Beschichtung versehen ist. Diese Beschichtung ist es, die ihre Funktionsfähigkeit verleiht.
Das System basiert auf Wärmeveränderungen. Beim Erhitzen der Druckplattform dehnt sich die Beschichtung aus und bildet winzige Zwischenräume, die sich mit dem geschmolzenen Kunststoff der ersten Schicht verbinden und so eine starke Haftung gewährleisten. Nach dem Druckvorgang kühlt die Plattform wieder ab und zieht sich zusammen. Durch diese Schrumpfung schließen sich die Zwischenräume, wodurch der Druck quasi von der Oberfläche „abgepresst“ wird und die Verbindung gelöst wird. Im Vergleich zu anderen Optionen sind diese Plattformen steif, sehr flach und schwer.
Was ist eine PEI-Folie?
Eine PEI-Federstahlplatte besteht aus mehreren Teilen. Sie besteht aus einer dünnen, biegsamen Federstahlplatte, die mit PEI, einem robusten Kunststoff, beschichtet ist. Diese Platte wird, üblicherweise mit einer magnetischen Haftfläche, auf dem Heizbett des Druckers befestigt. PEI-Beschichtungen gibt es in zwei Hauptvarianten: glatt für eine ebene Oberfläche und strukturiert für eine unebene, gleichmäßige Oberfläche.
Das funktioniert auf zwei Arten. Erstens haftet PEI im heißen Zustand von Natur aus stark an anderen Kunststoffen (wie PLA, PETG und ABS). Der eigentliche Clou ist aber das Ablösen der Teile. Dank des „Federstahls“ lässt sich die gesamte Platte biegen. Durch dieses einfache Biegen entsteht eine starke Kraft an der Unterseite des Drucks, die die Haftung sofort löst und das Teil abhebt. Diese Platten sind biegsam, leicht und können vollständig aus dem Drucker entfernt werden.
Der direkte Vergleich
Nun kommen wir zum Kernpunkt. Wir werden den typischen Prozess der Teileentfernung für beide Oberflächen anhand unserer langjährigen praktischen Erfahrung erläutern.
Der Glasprozess
Die Benutzung eines Glasbetts erfordert Geduld und Sorgfalt.
Zuerst kommt das Warten. Das Druckbett muss abkühlen. Die Hitzeschrumpfung, die das Drucken löst, ist notwendig; so funktioniert die Oberfläche. Zu versuchen, ein Druckbett von heißem Glas abzulösen, ist riskant. Man beschädigt entweder das Druckbett, die Beschichtung oder, im schlimmsten Fall bei sehr starker Haftung, das Glas. Das Druckbett muss abgekühlt sein, oft auf Raumtemperatur.
Wenn alles reibungslos funktioniert, ertönt ein deutliches, manchmal überraschendes Knacken, wenn sich das abgekühlte Druckteil von selbst von der Oberfläche löst. Im Idealfall finden Sie Ihr Teil nach Ihrer Rückkehr zum Drucker vollständig gelöst auf dem Druckbett vor und können es direkt entnehmen.
Häufiger kommt es jedoch zu Kratzern. Diese entstehen, wenn sich der Druck nicht vollständig von selbst löst, insbesondere an scharfen Kanten oder auf großen, flachen Flächen. Hierfür ist der vorsichtige Einsatz eines Werkzeugs, typischerweise eines dünnen Metallschabers, erforderlich. Die richtige Technik ist entscheidend: Man muss den Druck in einem sehr flachen Winkel angehen und gleichmäßigen Druck ausüben, um unter eine Kante zu gelangen, ohne die Beschichtung zu beschädigen. Ein einziger Fehler kann zu einem dauerhaften Kratzer auf der Oberfläche oder einer beschädigten Ecke am neuen Bauteil führen.
Schließlich gibt es noch das Problem des „Festklebens“. Das ist ein häufiges Ärgernis, besonders bei Materialien wie PETG, die sich sehr stark mit der Beschichtung verbinden können. In solchen Fällen fühlt sich das Teil an, als wäre es mit dem Glas „verschweißt“. Selbst vorsichtiges Abkratzen hilft nicht. Die gängigste Lösung ist der „Gefrierschrank-Trick“: Die gesamte Glasplatte wird für 15–20 Minuten in den Gefrierschrank gelegt. Die extreme Kälte löst das Teil fast immer, aber das kostet viel Zeit und Mühe.
Das PEI-Federstahlverfahren
Das Verfahren zur Entfernung der PEI-Schicht ist völlig anders und erfordert mehr praktisches Geschick.
Es beginnt mit „Abkühlen & Anheben“. Sie können zwar warten, bis die Platte vollständig abgekühlt ist, das ist aber oft nicht nötig. Es genügt, wenn sie so weit abgekühlt ist, dass Sie sie sicher anfassen können. Dann heben Sie einfach die gesamte biegsame Stahlplatte von ihrer Magnetbasis ab. Schon durch diese eine Bewegung befindet sich das Teil im Drucker und ist somit leichter zu erreichen.
Als Nächstes kommt der „Biegeeffekt“. Genau das macht eine PEI-Folie so besonders. Man hält die Platte mit beiden Händen und biegt sie vorsichtig. Die Platte biegt sich, und mit einem leisen Knistern löst sich der Druck mühelos ab. Kein Werkzeug, kein Abkratzen, kein Warten auf die vollständige Abkühlung. Bei größeren Drucken ist eventuell ein zweites Biegen in die entgegengesetzte Richtung nötig, aber das Teil lässt sich in Sekundenschnelle mit geringem Kraftaufwand ablösen.
Es ist erwähnenswert, dass es einen kleinen Unterschied zwischen strukturierter und glatter PEI-Folie gibt. Teile haften manchmal etwas fester auf einer perfekt sauberen, glatten PEI-Folie. Die Ablösemethode durch Biegen ist jedoch so effektiv, dass sie sich trotzdem leicht lösen lässt. Strukturierte PEI-Folie löst Teile oft noch müheloser, da sich die kleineren Kontaktpunkte der strukturierten Oberfläche leichter lösen.
Dies führt zu einer „Wartezeit-freien“ Arbeitsweise, was einen großen Vorteil für effizientes Arbeiten darstellt. Bei vielen Materialien, insbesondere PLA, kann die Folie fast unmittelbar nach dem Druckvorgang entfernt, das Bauteil abgebogen, die Folie wieder auf die Magnetbasis gelegt und der nächste Druckvorgang gestartet werden, während das erste Bauteil noch warm ist. Diese Möglichkeit des direkten Folgedrucks ist ein entscheidender Vorteil für alle, die mehrere Drucker verwenden oder an Testdesigns arbeiten.
Für die Teileentnahme ist die PEI-Federstahlplatte eindeutig die beste Wahl. Sie ist schneller, erfordert weniger Geduld, benötigt weniger Werkzeug und birgt ein deutlich geringeres Risiko für Beschädigungen am Druck oder der Bauplattform.
Über die Teileentfernung hinaus
PEI ist zwar beim Ablösen der Bauteile überlegen, doch ein kluger Anwender berücksichtigt alle Aspekte. Bei der besten Bauplatte geht es um mehr als nur um das einfache Ablösen.
Faktor 1: Haftung der ersten Schicht
Glas bietet eine ausgezeichnete Haftung, vorausgesetzt, es ist absolut sauber und die Höhe stimmt. Seine Schwäche ist seine Empfindlichkeit. Schon ein einziger Fingerabdruck kann eine Stelle verursachen, an der nichts haftet, und es verzeiht keine leicht zu große Höhe.
PEI-Federstahl ist im Allgemeinen „klebriger“ und verzeiht Fehler. Strukturiertes PEI eignet sich besonders gut für Anfänger. Seine unebene Oberfläche gleicht kleinere Unebenheiten beim Nivellieren oder Einstellen der Höhe aus und sorgt so für eine erfolgreiche erste Schicht, wo Glasplatten versagen könnten. Glattes PEI ist ebenfalls hervorragend, erzielt aber – wie Glasplatten – die besten Ergebnisse mit einer gut fixierten ersten Schicht.
Faktor 2: Die Bodenlackierung
Hier kommt Glas ins Spiel. Es ist unübertroffen, wenn es darum geht, eine makellos glatte und glänzende Unterseite für Ausdrucke zu erzielen. Dies ist seine besondere Eigenschaft und der Hauptgrund, warum anspruchsvolle Anwender es wählen. Nichts anderes erreicht diese perfekte Oberfläche.
PEI-Federstahl bietet zwei unterschiedliche, aber gleichermaßen hochwertige Oberflächen. Strukturiertes PEI erzeugt eine einzigartige, gleichmäßig unebene Oberfläche. Diese wirkt nicht nur professionell, sondern kaschiert auch kleinere Unebenheiten der ersten Schicht hervorragend. Glattes PEI bietet eine sehr glatte, typischerweise matte bis leicht glänzende Oberfläche. Es erreicht selten den reinen, spiegelähnlichen Glanz von Glas.
Faktor 3: Haltbarkeit und Pflege
Glas ist zwar robust, aber zerbrechlich. Es kann an den Kanten absplittern, beispielsweise durch versehentliches Fallenlassen oder Stöße mit Werkzeugen. Starkes Kratzen kann die Beschichtung mit der Zeit dauerhaft beschädigen oder abnutzen. Daher ist sorgfältige Pflege unerlässlich; für eine zuverlässige Haftung muss es mit Reinigungsalkohol oder Seifenwasser gründlich gereinigt werden.
PEI-beschichtete Federstahlplatten sind sehr langlebig. Der Federstahl selbst ist kaum zu beschädigen. Die PEI-Beschichtung ist robust, kann aber durch einen heftigen Düsenaufprall dauerhaft verbeult oder durch scharfe Metallwerkzeuge zerkratzt werden. Strukturiertes PEI ist im Allgemeinen widerstandsfähiger und kaschiert Abnutzungsspuren besser als glattes PEI. Die Pflege ist einfach: Ein kurzes Abwischen mit Reinigungsalkohol zwischen den Drucken genügt. Eine abgenutzte, glatte PEI-Platte kann sogar mit feiner Stahlwolle leicht angeraut werden, um ihre Hafteigenschaften wiederherzustellen.
Faktor 4: Materialverträglichkeit
Glas lässt sich sehr gut mit Standardmaterialien wie PLA und ABS verarbeiten. Bei PETG hingegen ist es bekanntermaßen problematisch. PETG kann sich so stark mit der Beschichtung verbinden, dass es sich quasi mit der Oberfläche verschweißt. Beim Entfernen können dann Stücke der Beschichtung oder sogar das Glas selbst von der Platte abreißen. Daher ist bei der Verwendung von PETG oft ein Trennmittel wie Klebestift oder Haarspray zum Schutz erforderlich.
PEI-Federstahl bietet von Anfang an eine hervorragende Kompatibilität mit einer deutlich größeren Materialpalette, darunter PLA, PETG, ABS und sogar biegsame Materialien wie TPU. Das Risiko des Verschweißens von PETG mit der Oberfläche ist wesentlich geringer, was ihn zu einer deutlich sichereren und zuverlässigeren Wahl für den Druck mit diesem beliebten Material macht.
Schnellvergleich
| Besonderheit | PEI-Federstahlblech | Glasplattform |
|---|---|---|
| Einfache Teileentnahme | ⭐⭐⭐⭐⭐ (Ausgezeichnet) | ⭐⭐⭐ (Gut, erfordert aber Geduld) |
| Erste Schichtverklebung | ⭐⭐⭐⭐⭐ (Ausgezeichnet & Nachsichtig) | ⭐⭐⭐⭐ (Ausgezeichnet, erfordert aber Präzision) |
| Oberflächenbeschaffenheit der Unterseite | Strukturiert oder glatt/leicht glänzend | ⭐⭐⭐⭐⭐ (Perfekt glatt/glänzend) |
| Haltbarkeit | ⭐⭐⭐⭐ (Sehr langlebig) | ⭐⭐⭐ (Gut, kann aber absplittern/kratzen) |
| Pflege | Einfach (mit Alkohol abwischen) | Mäßig (Muss absolut sauber sein) |
| Materialvielfalt | ⭐⭐⭐⭐⭐ (Ausgezeichnet) | ⭐⭐⭐ (Gut, aber Vorsicht bei der Verwendung von PETG geboten) |
| Arbeitsgeschwindigkeit | Schneller (Schnelle Entfernung, schneller Austausch) | Langsamer (Erfordert vollständige Abkühlzeit) |
Welche Bauplatte ist die richtige für Sie?
Die endgültige Entscheidung hängt von Ihren persönlichen Prioritäten und Druckgewohnheiten ab.
Wählen Sie das PEI-Federstahlblech, wenn:
- Ihre oberste Priorität ist ein schneller, einfacher und stressfreier Teileausbau.
- Sie sind ein Anfänger und wünschen sich für Ihre erste Schicht einen etwas nachgiebigeren Untergrund.
- Sie betreiben mehrere Drucker oder drucken häufig und möchten die Zeit zwischen den Ausdrucken minimieren.
- Sie drucken mit vielen verschiedenen Materialien, insbesondere mit PETG.
- Sie bevorzugen oder schätzen den professionellen Look einer strukturierten Unterseite.
Wählen Sie die Glasplattform, wenn:
- Der wichtigste Faktor für Sie ist, dass Ihre Ausdrucke eine vollkommen glatte, glasartige Unterseite aufweisen.
- Sie drucken hauptsächlich mit PLA und haben nichts dagegen, zu warten, bis das Druckbett vollständig abgekühlt ist.
- Sie achten sorgfältig darauf, Ihre Druckoberfläche sauber zu halten und haben Ihre Bettnivellierung perfekt eingestellt.
- Sie schätzen die extreme, garantierte Planheit, die eine massive Glasplatte für Drucke bietet, die sehr empfindlich auf Verformungen reagieren.
Wahl des Arbeitsstils
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass, wenn wir die Frage im Titel strikt beantworten, das PEI-Federstahlblech für die Teileentnahme eindeutig besser geeignet ist. Seine Biege-zum-Lösen-Methode ist schneller, sicherer und zuverlässiger bei einer größeren Bandbreite an Drucken und Materialien.
Die Wahl hängt jedoch nicht davon ab, welche Oberfläche insgesamt besser ist, sondern davon, welche besser zu Ihrem individuellen Arbeitsstil, Ihren ästhetischen Vorlieben und Ihrer Bereitschaft zur Pflege passt. Es ist ein klassischer Kompromiss: Komfort versus Oberflächenbeschaffenheit.
Im Jahr 2025 hat sich die PEI-Folie aufgrund ihrer unglaublichen Benutzerfreundlichkeit und Vielseitigkeit zu Recht zum Standard für die meisten Anwender entwickelt. Sie beseitigt ein zentrales Problem des 3D-Druckprozesses. Dennoch behält Glas weiterhin seinen festen Platz bei Künstlern, Modellbauern und Fachleuten, die vor allem Wert auf eine perfekte, glänzende Oberfläche legen. Die beste Wahl ist diejenige, die den Weg von der digitalen Datei zum physischen Objekt so reibungslos wie möglich gestaltet.